Kapitel VIII

Heimweh

Es brauchte das hübsche Licht, das die Räume tapezierte, um sie mit Milton zu versöhnen. Es brauchte viel mehr dazu -- aber mehr gab es nicht. Der dicke gelbe November Nebel war gekommen und die Aussicht auf die Talebene, hervorgerufen durch die weite Biegung des Flusses, war verborgen als Mrs Hale in ihrem neuen Haus eintraf.

Margaret und Dixon hatten zwei Tag lang gearbeitet, sie packten aus und richteten ein, aber alles im Hause schien noch in Unordnung zu sein. Von aussen kam ein dicker Nebel bis genau zu diesen Fenstern und er drang durch jede offene Türe ein und presste weisse Kränze von ungesundem Nebel hinein.

"Oh Margaret! müssen wir hier leben, fragte Mrs Hale mit blankem Entsetzen.

Margaret's Herz ahmte den tristen Tonfall, in dem die Frage gestellt war, nach. Sie konnte sich kaum genug beherrschen, um zu sagen, "Oh in London ist der Nebel manchmal noch schlimmer!"

"Aber du kanntest London und hattest Freunde dort. Hier -- nun wir sein alleine hier. Oh Dixon was ist das für ein Ort!"

"Wirklich, meine Herrin. Über kurz oder lang wird es ihr Tod sein und dann weiss ich wer -- bleiben wird! Miss Hale diese Kiste ist viel zu schwer für sie".

"Gar nicht Dixon, danke", anwortete Margaret kalt. "Das beste, was wir für Mama tun können, ist ihr Zimmer so weit vorzubereiten, dass sie ins Bett gehen kann während ihr eine Tasse Kaffee bringe".

Mr Hale war ebenso in schlechter Stimmung auch er kam zu Margaret um Mitleid zu suchen. "Margaret, ich denke, das ist ein ungesunder Ort. Stell dir vor, deine Gesundheit oder die deiner Mutter könnte darunter leiden. Ich wünschte, ich wäre ich an einen ländlichen Ort in Wales gegangen. Das ist wirklich schrecklich", sagte er und öffnete das Fenster.

Es gab keinen Trost. Sie waren in Milton und mussten den Rauch und den Nebel eine Saison ertragen, in Tat und Wahrheit schien jedes andere Leben ausgeschlossen durch einen dicken Nebel von Umständen. Nur gerade einen Tag zuvor hatte Mr Hale mit Entsetzen die Kosten des Umzuges und die vierzehn Tage in Heston berechnet und festgestellt, dass sein kleiner Vorrat an Bargeld was aufgebraucht war. Nein! hier waren sie und hier mussten sie bleiben.

In der Nacht, als Margaret dies so richtig klar wurde, wollte Margaret sich in Erstarrung vor Verzweiflung setzen. Die Luft war schwer und verraucht in ihrem Zimmer, das den langen, schmalen Vorsprung auf der Rückseite des Hauses, einnahm. Das Fenster auf der langen Seite des Zimmers, schaute auf eine nackte Wand eines ähnlichen Vorsprungs, nicht mehr als drei Meter entfernt. Er drohte durch den Nebel wie eine grosse Schranke gegen Hoffnung. Im inneren des Raumes war alles unordentlich. All ihre Anstrengungen hatten sich auf das Zimmer ihrer Mutter konzentriert, um es ihr bequem zu machen. Margaret setzte sich auf eine Kiste deren Beschreibung noch in Helstone geschrieben worden war -- wunderschönes, geliebtes Helstone. Sie verlor sich in trostlose Gedanken: doch schlussendlich entschloss sie sich, diese vom Jetzt abzuwenden. Sie erinnerte sich plötzlich, dass sie noch einen Brief von Edith hatte, den sie im Trubel des Morgens nur halb gelesen hatte. Er erzählte von ihrer Ankunft in Korfu, ihrer Reise entlang des Mittelmeeres, die Musik dort und vom Tanzen auf dem Schiff, dem fröhlichen neuen Leben, das sich ihnen eröffnete, ihr Haus mit dem vergitterten Balkon, der Aussicht über die weissen Kliffen and das tief blaue Meer.

Edith schrieb geläufig und gut wenn auch nicht bildlich. Sie konnte nicht nur die wichtigen und characteristische Punkte einer Szene erfassen, sondern auch genug willkürliche Einzelheiten aufführen so dass Margaret erraten konnte, dass sich Captain Lennox und ein anderer kürzlich verheiratet Offizier eine Villa, hoch oben in den wundervollen steil abfallenden Felsen über dem Meer, teilten. Ihre Tage schienen sie, trotz der späten Jahreszeit, auf dem Meer oder mit Picknicks auf dem Lande, zu verbringen; immer draussen, auf der Suche nach Vergnügen und froh. Edith's Leben schien wie ein tiefes Gewölbe mit dem blauen Himmel über ihr, frei -- vollkommen frei von Flecken oder Wolken. Ihr Mann musste an der Ausbildung teilnehmen and sie, die musikalistische Frau eines Offiziers dort, musste die neuen und populären Melodien der neuesten Musik aus England für den Kapellmeister kopieren -- dies schien ihre wichtigste und schwierigste Aufgabe zu sein. Sie drückte ihre Hoffnung aus, dass Margaret ihnen einen langen Besuch abstatten könnte, falls das Regiment noch ein weiteres Jahr in Korfu bleiben würde. Sie fragte Margaret, ob sie sie noch an den Tag vor zwölf Monaten erinnerte, an dem sie, so schrieb Edit, wie es den ganzen Tag über regnete in Harley Street und sie nicht das neue Kleid anziehen wollte zu einem dummen Abendessen da es beim Einsteigen in die Kutsche ganz nass und verdreckt worden wäre, und wie sie genau an diesem Anlass zum ersten Mal Captain Lennox getroffen hatte.

Ja! Margaret erinnerte sie gut daran. Edith und Mrs Shaw waren zu dem Essen gegangen. Margaret war später dazugekommen. Die Erinnerungen an den riesigen Luxus der Veranstaltung, die stattlichen Möbel, die Grösse des Hauses, die ruhige Gelassenheit der Gäste kamen lebhaft in ihr Gedächtnis zurück und bildeten einen komischen Kontrast zu ihrem jetztigen Leben. Die ruhige See dieses alten Lebens war beendet und es gab keinen Punkt mehr, um zu erzählen wo es geblieben war. Die üblichen Empfänge, die Besuche, das Einkaufen, die abendlichen Tänze gingen weiter, für immer, obwohl ihre Tante Shaw und Edith nicht mehr dort waren und sie wurde natürlich noch weniger vermisst. Sie zweifelte, ob irgendjemand aus der alten Bekanntschaft noch an die dachte -- ausser Henry Lennox. Auch er, sie kannte ihn genug, würde versuchen sie zu vergessen wegen des Schmerzes, den sie ihm zugefügt hatte. Sie zweifelte nicht daran, dass die Meinungsänderung ihres Vaters und die daraus erfolgte Konsequenz, ware sehr ungehalten aufgenommen worden von Mr Lennox, hätte sie seinen Antrag angenommen. Einesteils war es eine bittere Erniederung für sie, aber sie konnte sie geduldig ertragen weil sie die Reinheit der Absicht ihres Vaters sah und das gab ihr die Kraft seine Fehler zu ertrage obschon sie ernst und schwer ihrer Meinung nach waren. Aber die Tatsache, dass ihr Vater in den Augen der Welt und deren Pauschalurteil erniedrigt war würde Mr Lennox bedrückt und gereizt haben. Als es ihr klar wurde, was hätte sein können, war sie dankbar, wie es jetzt war. Sie waren an einem Tiefpunkt, schlimmer konnte es nicht kommen. Edith's Erstaunen und das Entsetzen ihrer Tante Shaw musste ertragen werden sobald die Briefe kamen. Margaret stand auf und zog sich langsam aus, sie genoss den Luxus, etwas, so spät es auch war, gemächlich zu tun nach all der Hektik des Tages. Sie schlief ein mit der Hoffnung auf Munterkeit, innerlich oder äusserlich. Aber hätte sie gewusst, wie lange es dauern würde, bevor Helligkeit kam, wäre es ihr schwer ums Herz geworden. Die Jahreszeit war sehr ungünstig für Gesundheit und Seele. Ihre Mutter bekam eine schwere Erkältung und Dixon ging es nicht gut aber Margaret hätte sie nicht mehr beleidigen können als wenn sie versucht hätte, ihr Arbeit abzunehmen oder sich um sie zu kümmern. Sie fanden kein Mädchen, dass ihr hätte helfen können, alle arbeiteten in den Fabriken; die, die sich vorstellten wurden von Dixon beschimpft weil sie gedacht hätten, sie würden jemals mit Arbeit im Hause eines Gentleman beauftragt. So mussten sie eine Putzfrau beinahe ständig beschäftigen. Margaret hätte sehr gerne Charlotte zurückgeholt; aber nebst dem Einwand, dass sie nun eine bessere Angestellte und demzufolge zu teuer für die Hales war auch die Entfernung zu gross.

Mr Hales traf einige Schüler, die ihm von Mr Bell empfohlen worden waren oder durch Mr Thorton's direkten Einfluss. Die meisten waren noch in einem Alter in dem viele Jungens noch in der Schule waren aber, gemäss der vorherrschendend und offensichtlich begründeten Ansicht in Milton, mussten Burschen jung an das Leben in der Fabrik, Büro oder Warenlager gewohnt werden, um aus ihnen gute Händler zu machen. Wenn er an die Universität, sogar an eine schottische, geschickt wurde und zurückkam waren er nicht mehr geeignet für Handelsgeschäfte. Und wie erst wenn er nach Oxford oder Cambridge geschickt wurde, wo er erst mit achtzehn aufgenommen wurde? Die meisten Industriellen fanden eine Lehrstelle für ihre Söhne im Alter von vierzehn oder fünfzehn Jahren und hielten ihren Nachwuchs fern von Literatur oder höherer geistiger Erziehung und sie hofften, dass er seine ganze Kraft und Engerie in das Geschäft stecken würde. Dennoch, ein paar Eltern waren klüger und einige junge Männer, die intelligent genug waren, um ihre Lücken zu erkennen, versuchten die Mängel wett zu machen. Und dann gab es einige, nicht mehr so junge, aber Männer in der Blütezeit ihres Lebens die, die Klugheit hatten ihr Unwissen zuzugeben und nun lernten, was sie früher hätten lernen sollen. Mr Thornton war vermutlich der älteste von Mr Hale's Schülern. Er war sicher sein Lieblingsschüler. Mr Hale hatte es sich angewohnt, Mr Thornton's Ansichten zu oft zu zitieren, dass es zum häuslichen Scherz wurde, zu erraten, wieviel Zeit mit eigentlichem Lernen während der Stunden verbracht wurde da so viel Zeit mit Gesprächen verbracht wurde. Margaret unterstützte diese leichte, fröhliche Art die Bekanntschaft ihres Vaters mit Mr Thornton zu sehen, da sie fühlte, dass ihre Mutter dazu neigte diese new Freundschaft ihres Mannes mit eifersüchtigen Augen zu betrachten. In Helstone, wo er nur mit Büchern oder seinen Pfarreimitgliedern beschäftigt war, schien es sie wenig zu stören wenn sie ihn nur wenig sah. Hier aber, da er sich auf jede Stunde mit Mr Thornton freute, schien sie verletzt und verärgert so als ob er ihre Gesellschaft zum ersten Mal vernachlässigen würde. Mr Hales übertriebenes Lob hat die normale Auswirkung von übertriebenem Lob auf seine Zuhörer; sie rebellierten ein bisschen.

Nach einem ruhigen Leben über zwanzig Jahren in einer Landpfarrei war Mr Hale's Energie, mit der er grosse Schwierigkeiten leicht überkam, etwas verwunderlich. Die Macht der Maschinen in Milton, die Macht der Männer in Milton erfüllten ihn mit einem Gefühl der Grösse der er nachgab ohne weitere Fragen zu stellen. Aber Margaret, die weniger Umgang mit Maschinen und Männer hatte, sah weniger die Macht ....................... auf öffentliche Leistung (

saw less of power in its public effect). Margaret kannte ein oder zwei Leute, die -- wie in allen Massnahmen die eine Menge Menschen betreffen -- heftig leiden müssen zum Wohle vieler. Die Frage ist immer, ist alles dafür getan worden, dass die Leiden dieser Ausnahmen so klein als möglich sind? Oder sind, im Triumpf der überfüllten Prozession, die Hilflosen niedergetrampelt worden anstatt, dass man ihnen warmherzig geholfen hätte, dem Eroberer aus dem Wege zu gehen, da sie nicht die Kraft haben ihn auf seinem Marsch zu begleiten?

 

 

 

Es war Margaret's Aufgabe eine Angestellte zu finden, die Dixon helfen würde. Erst hatte Dixon selbst geschaut. Sie wollte jemanden, der die grobe Arbeit erledigen würde. Aber Dixon's Vorstellungen von nützlichen Mädchen basierte auf Erinnerungen an ordentliche, ältere Hilfen in der Schule von Helston, die nur zu stolz waren an geschäftigen Tagen in das Pfarrhaus zu kommen und sehr respektvoll zu Mrs Dixon waren und vor ihr viel mehr Angst als vor Mr and Mrs Hale hatten. Dixon war sich dieser Ehrfurcht wohl bewusst und sie missfiel ihr nicht, es schmeichelte ihr ebenso wie es Ludwig dem XIV schmeichelte, dass seine Höflingen ihre Augen vor dem glänzenden Licht seiner Erscheinung verdeckten. Nur aus treuer Liebe zu Mrs Hale ertrug sie die raue, unabhängige Art wie die Mädchen von Milton, die sich um die Stelle bewarben, auf ihre Fragen betreffend der Qualifikationen antworteten. Sie gingen sogar soweit und stellten ihrerseits Fragen und hatten Zweifel und Angst über die Zahlungsfähigkeit einer Familie, die in einem Haus lebte für das sie jährlich dreissig Pfund zahlten und doch vernehm taten und zwei Bedienstete hielten, darunter eine, die gross und mächtig war. Mr Hale wurde nicht mehr als Vikar von Helston betrachtet sondern als ein Mann der nur zu einem gewissen Grad Geld ausgab. Margaret war der Schilderungen Dixon's überdrüssig. Ständig erzählte sie Mrs Hale vom schlechten Benehmen dieser "Möchtegern Bediensteten". Natürlich war Margaret auch angewidert von den ungehobelten, unhöflichen Manieren dieser Leute, ihr heikler (anspruchsvoller) Stolz schrak vor deren freundlichem Umgang zurück, und sie ärgerte sich über deren unverschleierte Neugierde über die Mittel und die Situation einer Familie, die in Milton lebte, und nichts mit Handel zu turn hatte.

Aber je stärker Margaret die Unverschämtheit spürte, desto weniger war sie gewillt über dieses Thema zu sprechen. Wenn sie sich selbst über eine Bedienstete erkundigte, konnte sie zumindest ihrer Mutter die Aufzählung aller Entäuschungen, eingebildet or wirklich, ersparen.

Magaret ging von einem Fleischer oder Gemüsehändler zu anderen, um nach einer unvergleichlichen Perle zu suchen; jede Woche schraubte sie ihre Hoffnung und Ansprüche zurück als sie die Schwierigkeit sah, jemanden in einer Industriestadt zu treffen, der nicht die höhren Löhne und die grössere Unabhängigkeit einer Arbeit in der Fabrik bevorzugte. Es fiel Margaret schwer alleine in diese belebte und geschäftige Stadt zu gehen. Mrs Shaw's Vorstellungen von Anstand und ihre eigene hilflose Abhängigkeit von anderen hatte Edith und Margaret gewzungen sich von einem Lakai begleiten zu lassen, wenn sie weiter als Harley Street oder die unmittelbare Nachbarschaft gingen. Die Grenzen, durch welche diese Regel ihrer Tante Margaret's Unabhängigkeit beschnitten hatte hat wurde schweigend rebelliert zu dieser Zeit und sie hatte doppelt die freien Spaziergänge und Wanderungen ihres Lebens im Wald doppelt genossen wegen des Unterschiedes, den sie darstellten. Sie ging dort mit einem furchtlosen Schritt, der manchmal in einen Lauf vewandelte wenn sie in Eile war und manchmal stand sie still, beobachtete oder hörte einer freien Kreatur zu, die in die grünen Felder sangen oder sie mit interessiertem, wachen Augen aus den niedrigen Unterholz oder dem verwickelten Ginster ansahen. Es war mühsam nach solcher Freiheit sich anzupassen, nur durch ihren eigenen Willen geleitet, an den gleichmässigen und anständigen Gang, der notwendig in Strassen war. Aber sie hätte über sich selbst lachen können, dass ihr dieser Wechsel etwas ausmachte, hätte es nicht einen grösseren Ärger gegeben.

Die Seite der Stadt, in der Crampton lag, was eine wichtige Durchgangsstrasse für die Fabrikleute. In den Hinterstrassen rund um sie herum waren viele Fabriken, aus denen Männer und Frauen zwei oder dreimal pro Tag strömten. Bis Margaret den Zeitplan deren Arbeitsbeginn und Arbeitsende kannte, war sie sehr unglücklich insofern sie ständig mit ihnen zustammenstiess. Sie drängten dahin, mit zuversichtlichen, angstlosen Gesichtern, lachten laut und machten Scherze, speziell über all die, die ihnen in Rang und Lebenssituation höher zu stehen schienen. Der Tonfall ihrer ungebändigten Stimmen, deren Missachtung aller normales Regeln des Anstandes auf der Strasse, schüchterten Margaret anfänglich etwas ein. Die Mädchen mit ihrer groben aber nicht unfreundlichen Unbändigkeit, kommentierten ihre Kleider, und berührten sogar ihren Schal oder Ihr Kleid, um den genauen Stoff zu bestimmen, mehr noch ein oder zweimal wurde sie über einen Gegenstand ausgefragt, den sie besonders bewunderten. Es gab ein solch selbstverändliches Vertrauen ihn ihr weibliches Verständnis für Liebe zu Kleidern und in ihre Freundlichkeit, dass sie gerne diese Fragen beantwortete sobald sie sie vertanden hatte und sie lächelte etwas zurück bei diesen Bemerkungen. Es machte ihr nichts eine ganze Menge Mädchen zu treffen, wie laut und ausgelassen sie auch immer sein mochten. Aber sie hasste es und wurde wütend wenn Arbeiter nicht über ihre Kleider sondern ihr Aussehen sprachen, in der selben offenen und angstlosen Art. Bisanhin hatte die sogar die ausgeschteste Bemerkung über ihr Aussehen als impertinent entfunden nun aber hatte sie die unverholene Bewunderung dieser unverblümten Männer zu erdulden. Aber ihre Unverblümtheit zeigte, dass sie Margaret's Empfindsamkeit nicht verletzen wollten. Sie hätte es verstanden, wäre sie weniger durch den aufrührerischen Tumult, eingeschüchtert gewesen. Aus ihrer Furcht entbrannte ein Blitz aus Empörung, der ihr Gesicht scharlachrot werden liess und in ihren dunklen Augen sammelte sich Feuer wenn sie ein paar von deren Sprüchen hörte. Doch da waren andere Bemerkungen, die sie, wenn sie die Sicherheit ihres Hauses erreicht hatte, gleichzeit amüsierten und aufregten.

Zum Beispiel, eines Tages, nachdem sie an ein paar Männern vorbeigegangen war, von denen viele ihr das nicht ungewöhnliche Kompliment gemacht hatten, sie wünschten, sie wäre ihre Liebste, fügte einer hinzu: "Dein hübsches Gesicht, mein Mädchen, erhellt den Tag". An einem anderen Tag, als sie unbewusst über einen flüchtigen Gedanken lachte, wurde sie von einer älteren, ärmlich gekleideten Arbeiter angesprochen: "Du hast gut Lachen, mein Mädchen, viele mit einem solch hübschen Gesicht würden Lächeln". Der Mann sah so abgehärmt aus, dass Margaret ein Lächeln als Antwort nicht unterdrücken konnte, froh über den Gedanken, dass ihr Aussehen, die Macht hatte, angenehme Gedanken hervorzurufen. Er schien ihren erwiderndern Blickzu verstehen; ein schweigendes Verständis hatte sich zwischen ihnen aufgebaut, wenn immer der Zufall des Tages sie sich ihre Wege kreuzen liess. Sie hatten noch nie ein Wort gewechselt, nichts war gesagt worden ausser diesem ersten Kompliment und dennoch betrachtete Margaret diesen Mann mit grösserem Interesse denn alle anderen in Milton. Ein oder zweimal, an Sonntagen, sah sie ihm mit einem Mädchen, offensichtlich seiner Tochter spazieren. Diese, wenn es denn möglich war, sah noch ungesunder als er aus. Eines Tages, anfrangs Frühling, als Margaret und ihr Vater so weit bis zu den Feldern rund um die Stadt gegangen waren hatte sie einige Hecken- und Grabenblumen gepflückt, Veilchen und Springkraut und ähnliches, mit einer unausgesprochenen Sehnsucht nach dem süssen Überfluss des Südens. Ihr Vater hatte sie alleine gelassen, da etwas in Milton zu tun hatte, und auf dem Weg traf sie ihre ärmlichen Freunde. Das Mädchen schaute verlangend die Blumen an und Margaret spontan gab sie ihr. Ihre blass-blauen Augen leuchteten auf als sie sie annahm und ihr Vater sprach für sie:

"Danke Miss. Bessy wird diese Blumen sehr schätzen, das wird sie tun; und ich schätze ihre Freundlichkeit sehr. Ich vermute, sie sind nicht aus dieser Grafschaft?"

"Nein!" sagte Margaret mit einem leichten Seufzer, "ich komme aus dem Süden -- aus Hampshire" fuhr sie fort und sie war ein bisschen ängstlich, dass sie ihn verletzen würde, wenn sie einen Begriff brauchen würde, den er nicht kannte.

"Das ist hinter London, vermute ich mal? Und ich komme aus der Richting von Burnley, vierzig Meilen on hier, Richtung Norden. Und doch, sehen sie, Norden und Süden haben sich getroffen und eine Art Freundschaft in diesem grossen, verrauchten Ort geschlossen.

Margaret hatte ihr Tempo verringert, um neben dem Mann und seiner Tochter herzugehen. Dessen Schritte wurden durch die Schwäche der Tochter bestimmt. Sie sprach nun zu dem Mädchen und in ihrer Stimme war ein zarter Ton, der direkt zum Herzen des Vaters ging.

"Ich fürchte, du bist nicht sehr stark."

"Nein und ich werde es nie sein", sagte das Mächen.

"Der Frühling kommt", sagte Margaret so als ob sie angenehme, hoffnungsvolle Gedanken hervorrufen wollte.

"Weder Frühling noch Sommer werden mir gut tun", antwortete das Mädchen ruhig.

Margaret schaute den Mann an, sie erwartete beinahe einen Widerspruch von ihm oder zumindest eine Bemerkung die, die völlige Hoffnungslosigkeit seiner Tochter ändern würde. Stattdessen fügte er hinzu: "Ich fürchte, dass sie die Wahrheit spricht. Ich fürchte, dass die Krankheit zu weit fortgeschritten ist.

"Ich werde einen Frühling haben, dort wo ich hingehen werde, und Blumen, auch Blumen, die nie verwelken, und auch glänzende Kleider".

"Armes Mädchen, armes Mädchen!", sagte ihr Vater leise. Ich bin da nicht so sicher, aber es tröstet sie, armes Mädchen, armes Mädchen. Amer Vater! das werde ich bald sein."

Margaret war schockiert über die Worte -- schockiert aber nicht angewidert, im Gegenteil eher angezogen und interessiert.

"Wo wohnen sie?" Ich denke wir müssen Nachbarn sein, wir treffen uns so oft auf dieser Strasse".

Wir sind an der Frances Street Neun untergebraucht, zweite Abbiegung links nach dem Goldenen Drachen".

"Und ihr Name, das darf ich nicht vergessen".

"Ich schäme mich nicht pber meinen Namen. Er ist Nicholas Higgins. Sie heisst Betty Higgins. Warum fragen sie?"

Margaret war erstaunt über die letzte Frage denn in Helstone hätte man verstanden, nach all den Fragen über Name und Adresse, dass sie einem armen Nachbar besuchen wollte.

"Ich dachte -- ich hatte vor, sie zu besuchen". Plötzlich fühle sie sich gehemmt den Besuch vorgeschlagen zu haben, ohne einen Grund dafür anzugeben ausser einem freundlichen Interesse an einem Unbekannten. Es schien ihr, als hätte sie etwas Unverschämtes getan und sie las diese Meinung in den Augen des Mannes.

"Ich habe nicht so gerne fremde Leute in meinem Haus." Aber als er ihre Errötung sah, gab er noch und fügte hinzu: "Sie sind eine Fremde, wie man sagt, und vielleicht kennen sie nicht viele Leute hier und sie haben meiner Tochter Blumen gegeben, sie selbst gepfückt haben, sie dürfen kommen, wenn sie wollen".

Margaret war gleichzeit amüsiert und verärgert. Sie war sich nicht sicher, ob sie dorthin gehen würde, wo die Erlaubnis so sehr einer Gnade glich. Als sie in die Stadt und an die -frances Street kamen, hielt das Mädchen eine Minute an und sagte: "Sie werden es nicht vergessen und uns besuchen kommen".

"Ja, ja" sagte der Vater ungeduldig, sie wird kommen. Sie ist ein bisschen böse nun weil sie denkt, ich hätte höflicher sprechen können aber sie wird es sich überlegen und kommen. Ich kann in ihrem stolzen, hübschen Gesicht wie in einem offenen Buch legen. Komm Bess, die Farbriksirene heult".

Margaret ging nach Hause, erstaunt über ihre neuen Freunde und lächelnd über den Einblick des Mannes, was in ihr vorgegangen war. Von diesem Tag an wurde Milton für sie zu einem heiteren Ort. Es waren nicht wegen der langen, windigen, sonnigen Frühlingstage, noch war sie jetzt mit der neuen Stadt versöhnt. Aber sie hatte menschliches Interesse gefunden.

Kapitel IX

Umziehen für Tee

Zum Tee eingeladen

Am Tage nach ihrem Treffen mit Higgins und seiner Tochter, kam Mr Hale zu einer ungewöhnlichen Stunde nach oben, in den kleinen Empfangsraum. Er ging zu verschiedenen Gegenständen im Zimmer als würde er sie prüfen, doch Margaret wusste, dass dies nur ein nervöser Tic war -- seine Art etwas aufzuschieben, das er sagen wollte, sich aber davor fürchtete. Endlich sagte er: "Meine Liebe! Ich habe Mr Thornton zum Tee heute abend eingeladen."

Mrs Hale lehnte sich in ihrem Sessel zurück, ihre Augen war geschlossen und ein Ausdruck von Schmerz -- der ihr in letzter Zeit zur Gewohnheit geworden war -- war auf ihrem Gesicht. Der Schmerz verwandelte sich in Querulantentum nach diesem Satz ihres Mannes.

"Mr Thornton und heute abend! Was in aller Welt will der Mann hier. Und Dixon wäscht meine Musline und meine Spitzen, und hier gibt es keine weiches Wasser mit diesen abscheulichen Ostwinden, die wir vermutlich das ganze Jahr über in Milton haben werden".

"Der Wind dreht sich, meine Liebe", sagte Mr Hale und er beobachtete dabei den Rauch, der von Osten kam. Allein er verstand nicht die Zeiger des Kompasses und richtete sie nach seinem Belieben, je nach den Umstäden.

"Erzähl mir nichts", sagte Mrs Hale. Sie erschauderte und hüllte sich noch fester in ihren Schal ein. "Aber Ost- oder Westwind, ich vermute dieser Mann kommt.

"Oh Mama, das zeigt, dass du nie Mr Thornton gesehen hast. Er scheint mir eine Person zu sein, der es Freude machen würde sich mit jedem Hindernis, dem er begegnet - Feinde, Winde oder Umstände - herumzuschlagen. Je stärker es regnet und windet, desto sicherer sind wir, dass er kommt. Aber ich gehe und helfe Dixon. Ich werde berühmt als Wäschstärkerin werden. Und er will kein anderes Vergnügen als mit Papa zu sprechen. Ich möchte wirklich Pythias und deinen Damon sehen. Du weisst, ich habe ihn nur einmal gesehen und da waren wir so verwundert was wir uns sagen könnten, dass wir nicht besonders gut miteinander auskamen".

"Ich weiss nicht, ob du ihn jemals mögen wirst oder ihn als angenehm empfinden wirst, Margaret. Er ist kein Frauentyp".

Margaret wand ihren Hals in einer verächtlichen Bewegung.

"Ich bewundere Frauentypen nicht besonders, Papa. Aber Mr Thornton kommt zu uns als dein Freund -- als jemamd der dich schätzt".

"Die einzige Person in Milton", sagte Mrs Hale.

"Wir werden ihn willkommen heissen und ihm ein etwas Kakao-Nuss Kuchen. Dixon wird geschmeichelt sein, wenn wir sie fragen, ob sie ihn uns welche macht und ich werde Mama's Hauben bügeln.

Margaret wünschte sich an diesem Morgen oft, Mr Thornton sei weit weg. Sie hatte andere Beschäftigungen für sich vorgesehen, einen Brief an Edith, ein gutes Stück Dante, einen Besuch bei den Higginses. Stattdessen bügelte wie, hörte sich Dixon's Klagen an und hoffte, dass sie durch ein Übermass an Mitleid Dixon davon abhalten könnte, den Kummer zu Mrs Hale zu wiederholen. Immer wieder musste Margaret sich an die Achtung, die ihr Vater gegenüber Mr Thornton hatte, erinnern um der Gereiztheit und Müdigkeit, die über sie kamen, und die seit Neuestem mit argen Kopfschmerzen einhergingen, Einhalt zu bieten. Sie konnte kaum noch sprechen als sie sich setzte und ihrer Mutter berichtete, dass sie nicht mehr das Wäschermädchen Peggy sondern wieder die Dame, Margaret Hale. Diese Bemerkung war als kleiner Spass gemacht und sie war über ihre vorlaute Zunge irritiert als sie sah, dass ihre Mutter sie ernst nahm.

"Ja, wenn jemand mir erzählte hätte, als ich Miss Beresford war und eine der Schönen der Grafschaft war, dass eines meiner Kinder den halben Tag in einer winzigen Küche stehen würde und wie eine Bedienstete arbeiten müsste um einen Händler stilgerecht zu empfangen und dass dieser Händler der einzige"--

"Oh Mama", sagte Margaret und erhob sich, "bestrafe mich nicht für meine unbedachten Worte. Mir macht es nichts aus zu bügeln, oder jede andere Art von Arbeit, für dich und Papa. Ich bin als Dame geboren worden und so erzogen wurden, auch wenn ich den Boden scheuern oder abwaschen müsste. Ich bin nun für eine kurze Zeit müde aber in einer halben Stunde könnte ich das selbe wieder tun. Und wir können es nun nicht ändern, dass Mr Thornton Geschäftsmann ist, der arme Kerl. Ich vermute nicht, dass seine Bildung ihm gestatten würde, viel anderes zu tun. Margaret stand wieder auf und ging in ihr eigenes Zimmer; im Moment konnte sie nicht viel mehr ertragen.

In Mr Thorton's Haus, genau in diesem Moment, spielte sich eine ähnliche und doch unterschiedliche Szene ab. Eine grobknochige Frau, weit hinter dem Zenith des Lebens, sass bei der Arbeit in einem düsteren, schön möblierten Esszimmer. Ihre Gesichtszüge, wie ihr Körper, waren eher kräftig und massiv als dich. Ihre Miene nahm stets einen anderen entschiedenen Ausdruck an. Ihre Haltung blieb stets fast immer die gleiche, aber diejenigen, die sie einmal betrachteten, schauten fast immer ein zweites mal hin. Sogar Passanten in der Strasse drehten ihr Köpfe ein bisschen, um die strenge, würdige Frau, die niemals den Höflichkeitsgeboten der Strasse nachkam oder in ihrem zielstrebigen Gang innehielt.

Sie war gut gekleidet in handfester schwarzer Seide und kein Faden war abgenutzt oder blass. Sie besserte ein grosses langes Tischtuch aus feinestem Stoff aus und hielt es gelegentlich gegen das Licht, um nach Stellen zu suchen, die ihre Aufmerksamkeit brauchten. Es gab kein Buch in dem Raum ausser sechs Bänden Bibel Kommentare von Matthew Henry, die in der Mitte einer massiven Anrichte, neben der Teeurne auf der einen Seite und einer Lampe auf der anderen, lag. In einem entfernten Winkel des Hauses fand eine Klavierübung statt. Jemand übte eine Salonstück ein und spielte es sehr schnell; durchschnittlich war jede dritte Note entweder unsauber oder völlig falsch und die Hälfte der lauten Akkorde am Ende war falsch aber nichts desto weniger zufriedenstellend für den Pianisten. Mrs Thornton hörte sehr entschiedene Schritte, genau wie ihre eigenen, die vorbei am Esszimmer gingen.

"John bist du es?"

Ihr Sohn öffnete die Türe und kam hinein.

"Warum kommst du so früh nach Hause. Ich dachte, du wärest zum Tee mit diesem Freund von Mr Bell, diesem Mr Hale, eingeladen".

"Ja Mutter, ich ziehe mich nur um!"

"Umziehen, hmmm! Als ich ein Mädchen war, genügte es den Männern sich einmal pro Tag anzuziehen. Warum ziehst du dich um, wenn du zu einem alten Pfarrer zum Tee gehst?"

"Mr Hale ist ein Gentleman und seine Frau und Tochter sind Damen".

"Frau und Tochter! Lehren die auch? Was tun sie. Du hast sie nie erwähnt".

"Nein, weil ich Mrs Hale nie gesehen habe und Miss Hale lediglich für eine halbe Stunde."

"Pass auf, dass du nicht von einem mittellosen Mädchen eingefangen wirst, John".

"Ich lasse mich nicht so einfach einfangen, ich glaube das weisst du. Aber ich möchte nicht, dass du so über Miss Hale sprichst, das stösst mich ab. Ich bin mir noch nie bewusst geworden, dass eine junge Dame versucht hat mich einzufangen, noch glaube ich, dass sich je eine diese unnötige Mühe gemacht hat".

In diesem Punkt gab Mrs Thornton ihrem Sohn nicht nach obwohl sie im allgemeinen genug Stolz für ihr Geschlecht hatte.

"Nun denn, ich kann nur sagen, pass auf. Vielleicht haben unsere Milton Mädchen zuviel Geist und Anstand, um auf Männerjagd zu gehen aber die Miss Hale kommt aus einer der aristokratischen Grafschaft, wo -- wenn die Gerüchte wahr sind, reiche Ehemänner als Beute betrachtet werden".

Mr Thornton's Stirn zog sich zusammen. Er kam einen Schritt weiter in Zimmer.

"Mutter (mit einem kurzen, höhnischem Lachen), "du bringst mich zum Beichten. Das einzige Mal, da ich Miss Hale sah, behandelte sie mich mit arroganter Höflichkeit der ein starke Prise Verachtung beigemischt war. Sie war so reserviert zu mir als wäre sie eine Königin und ich ihr

demütiger, ungewaschener Vasall. Sei beruhigt Mutter."

"Ich bin weder beuhigt noch zufrieden. Wie kommt sie dazu, die Nase über dich zu rümpfen. Ich würde mich für keinen von denen umziehen -- freche Leute."

Als er aus dem Zimmer ging, sagte er:

"Mr Hale ist gut, liebenswürdig und gelehrt. Er ist nicht frech. Über Mrs Hale werde ich dir heute abend erzählen, falls du magst".

Er schloss die Türe und war weg.

"Meinen Sohn zu verachten und in als Vasall zu behandeln! hmmm! Ich möchte wissen, wo sie so einen zweiten finden könnte! Junge und Mann, er hat das edelste, tapferste Herz, das ich je gekannt habe. Und das nicht, weil ich seine Mutter bin; ich kann sehen, was was ist, ich bin nicht blind. Ich weiss, was Fanny ist und ich weiss, was John ist. Ihn zu verachten! ich hasse sie!"

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